Ja, plötzlich war der Beatreactor wieder für zwei Wochen verwaist, aber nicht weil mir (wie sonst) nichts blogbares einfällt, sondern weil ich mich klammheimlich in den Urlaub verabschiedet hab.
Als Auftakt dazu hab ich mit dem sAxel einen Zwischenstop in Rotterdam gemacht, zum North Sea Jazz Festival. Der Eintritt war zwar mit runden 80€ nicht grade wenig (dazu noch die Zugfahrt nach Rotterdam) – allerdings war das nach spätestens zwei Stunden Festival wieder drin.
An was kann ich mich denn erinnern…
Herbie Hancock & Lang Lang
Da ich mich im Voraus nicht über die Einzelheiten informiert habe, bin ich recht unbedarft ins Festival marschiert und musste dort erfahren, dass dieses Konzert zusätzlich zum Eintrittspreis nochmal 33€ extra kostet. Also haben wir es dann doch geschwänzt und haben uns erstmal alle anderen Räumlichkeiten angesehen und sind hängengeblieben bei…
David Sanborn & Horns
Grandioses Rhythm&Blues-Konzert mit unglaublich guten Bläsern. Da wir aber noch auf Erkundungstour waren, haben wir nur die Hälfte mitgekriegt und hätten fast den Anfang von
Jamie Cullum
verpasst. Haben wir aber nicht und DAS hat sich definitiv gelohnt. Ich hab Jamie Cullum vorher (mit einigen seiner Platten im Ohr) nicht sonderlich gemocht – aber was der Mann live auf der Bühne für eine Energie entlädt, ist einfach unglaublich. Spätestens ab hier haben sich alle Kosten und Mühen gelohnt – ab diesem Konzert bin ich Jamie-Fan. Genial. Danach konnte es natürlich nicht mehr besser werden, aber dass es so schlecht werden konnte, konnte keiner erwarten. Es kam nämlich…
Seal
Oh Mann, was für eine Schnarchtablette. Mit der Energie von Jamie im Rücken war Seal eine Vollbremsung mittels Betonwand. Nicht nur, dass seine Lieder und Playlist nichts getaugt haben (4 Balladen am Stück, dann eine missglückte Groovenummer, dann wieder 3 Balladen – gäääähn), nö seine Band war auch nicht sonderlich motiviert und Seal selbst stand auf der Bühne wie bestellt und nicht abgeholt. Gut, der Mann kann echt gut singen, aber Jazz war das trotzdem nicht. Völlig daneben. Wir haben uns das Leiden nur kurz angesehen und sind dann aufs Dach geflüchtet, dort war nämlich…
The Sjeng Stokkink Funk ’n‘ Jazz Implant
Das muss man sich ungefähr so vorstellen: Ein DJ spielt richtig alte und massiv geile Funk-Platten und wird abwechselnd von Livemusikern an Bass, Vocals, Sax und Percussions unterstützt. Klingt geil, ist auch so. Außerdem gabs nebendran mittelmäßiges Sushi zum Premium-Preis. Nach einem kurzen Besuch bei den japanischen Free-Jazzern (kurz meint dabei ungefähr 11 Sekunden), haben wir uns bereit gemacht für meinen persönlichen Höhepunkt des Abends:
Jazzanova feat. Paul Randolph
Ich hatte hier auf ein „Aha“-Erlebnis gehofft, nachdem ich auch von der letzten Platte nicht so überzeugt war und wurde ebenfalls nicht enttäuscht. Jazzanova sind live einfach klasse. Und Paul Randolph ebenso. Kann ich nur weiterempfehlen. Was sie so machen ist sowieso schwer genug zu beschreiben. Es groovt auf jeden Fall massiv.
Nachdem Jazzanova dann fertig war (und wir auch) konnten wir noch die letzten zwei Zugaben von Steve Winwood hören und auf dem Weg nach draußen noch die coolen Grooves der Gangbé Brass Band. So kann man verdient und erschöpft ins Hotelbett fallen.
So viele coole Bands hab ich schon lang nicht mehr live und am Stück gehört. Und der perfekte Einstieg in den Urlaub war’s auch noch, weil am nächsten Tag gings über Amsterdam und Edinburgh ins schottische Inverness. Aber davon schreib ich ein andermal 🙂